Sofort erkannte der Inspektor das Gastmal. Die rechte Hand an der Pistole, die linke in nachdenklich achtsamer Pose am Kinn fixiert er die Augen des Verdächtigen. „Es ist Ihr Verdacht, der das Mal erschafft! Verstehen Sie das denn nicht?“ brüllt die Freundin des Verdächtigen aus dem Hintergrund seines Gedächtnisses. Er will es nicht wissen. Die ganzen Schulungen und Übungen, er ist doch vorbereitet worden. Warum soll er sich nun, im Ernstfall, täuschen? Warum soll er sich dafür interessieren, woher der Verdächtige kommt, wie seine sittlichen Grenzen verlaufen und wodurch seine Ehre gekränkt wird? „Sie müssen dem Verdächtigen in die Augen schauen. Fixieren Sie seine Augen wie Sie seine Hände fixieren würden. Jeder Schuldige ist für den geschulten Blick an seinen Augen zu erkennen.“ Einprägsam war der Vortrag des imposanten Oberstleutnants an der europäischen Polizeiakademie. „Wenn doch bloß eine Seite verstummen würde!“

Ihren frühnachmittäglichen Spaziergang unterbricht Frau Horn, den tradierten Regeln ihres verstorbenen aber nichtsdestotrotz verhaltenssteuernden Gatten entsprechend, auf einer Bank sitzend im Park. Sie quält sich die gefälligen Wege der Grünanlage immer noch täglich auf und ab. Es ist nicht jedes Mal dieselbe Bank, auf der sie Platz nehmen kann, da dieser Park sich großer Beliebtheit erfreut und die gar nicht so kargen Sitzgelegenheiten unter besonders passenden Umständen restlos belegt sind. Diesmal sitzt sie ganz in der Nähe eines kleinen Spielplatzes und beobachtet zwei kleine Geschwister, wie sie einen Konsumtionsakt spielen. Ihre volle Aufmerksamkeit haben diese beiden Kinder jedoch nicht, denn Frau Horn hört konzentriert dem Gespräch einer jungen Frau und deren ungefähr fünf Jahre altem Kind zu.